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Tumorkachexie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs

Was steckt hinter dem ungewollten Gewichtsverlust?

Mann hält sich den Hosenbund einer Hose, die zu weit ist

Etwa 50% aller Krebspatientinnen und -patienten entwickeln im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit eine sogenannte Tumorkachexie. Dieses Syndrom geht mit ungewolltem Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und dem Schwinden von Muskelmasse einher. Betroffene Patienten können dabei 10 bis 20 Prozent Ihres Körpergewichts verlieren. Tumorkachexie beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen erheblich und hat auch einen deutlichen Einfluss auf die Therapieprognose. Sollten Sie als Prostatakrebspatient ungewollt an Gewicht verlieren, suchen Sie möglichst schnell Ihren Therapeuten auf. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die möglichst frühzeitig angewandt werden sollten.

 

Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie eine Tumorkachexie entsteht, welche Behandlungsoptionen es gibt, um damit umzugehen, und wie Sie nicht den Mut verlieren, wenn Sie davon betroffen sind.

 

 

Wie entsteht eine Tumorkachexie? 

Die Ursachen einer Tumorkachexie sind hochkomplex und noch nicht vollständig aufgeklärt. Was wir wissen: Der Tumor schüttet Signalstoffe aus, die in Kombination mit der körpereigenen Reaktion auf den Tumor, bspw. in Form von Entzündungen, zur Abnahme von Appetit, Abgeschlagenheit und dem Verlust von Körpermasse führen kann. Auch therapeutische Maßnahmen wie eine Chemotherapie können eine Tumorkachexie auslösen. Bei der Tumor-bedingten Kachexie werden – im Gegensatz zum Gewichtsverlust im Rahmen einer Diät – sowohl Fett- als auch Muskelmasse abgebaut, was die Antriebslosigkeit noch verstärkt.

Die Diagnose Tumorkachexie stellt man ab einem Gewichtsverlust von fünf Prozent innerhalb von sechs Monaten oder einem Bodymass Index (BMI) unter 20 und einem ungewollten Gewichtsverlust von mehr als zwei Prozent des Körpergewichts innerhalb von sechs Monaten. Wichtig: Die Tumorkachexie kann auch als ein Symptom einer unerkannten Krebserkrankung wie Prostatakrebs auftreten. Sie wird in Kombination mit anderen Symptomen wie Nachtschweiß und Fieber auch als "paraneoplastisches Syndrom" bezeichnet. In jedem Fall sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
 

 

 

Frühzeitige Behandlung der Tumorkachexie ist sehr wichtig

Die gute Nachricht ist, dass nicht jeder (Prostata-)Krebspatient eine Kachexie entwickelt. Selbst wenn das Syndrom bei Ihnen auftritt, ist das noch lange kein Grund zu verzweifeln. Früh erkannt lassen sich die Folgeerscheinungen mithilfe von Ernährungsberatern und Ihrem behandelnden Arzt eindämmen. Neben den körperlichen Auswirkungen ist es mindestens genauso entscheidend, dass Sie nicht den Mut verlieren und sich nicht aufgeben. Die mentale Gesundheit und Stärke sind wichtige Faktoren für das körperliche Wohlbefinden. 

Ignorieren Prostatakrebspatienten den Gewichtsverlust, riskieren sie, dass sie körperlich abbauen oder Folgeerkrankungen wie Harnwegsinfekte oder Lungenentzündungen entwickeln. In einigen Fällen hat die Tumorkachexie auch Auswirkungen auf die weitere Behandlung, beispielsweise die Durchführung der Chemotherapie-Zyklen. 
 


 

Vielversprechende Behandlungsmöglichkeiten bei Tumorkachexie

Da es sich bei der Tumorkachexie um eine komplexe Form einer Stoffwechselstörung handelt, sollten unterschiedliche Behandlungsmethoden gleichzeitig zum Einsatz kommen.

 

    Mit der Unterstützung eines geschulten Ernährungsberaters sollte ein möglichst nährstoffreicher und proteinreicher Speiseplan, der dem Geschmack des Betroffenen entspricht, entwickelt werden. So kann direkt vermieden werden, dass Übelkeit oder übermäßige Appetitlosigkeit die Gewichtszunahme stören.

    Zusammen mit Ihrem behandelnden Arzt können Sie über medikamentöse Therapien sprechen. Appetitanregende Medikamente haben sich in der Behandlung der Tumorkachexie bewährt. Außerdem kommen hormonähnliche Stoffe wie Kortikosteroide, Androgene sowie Progestine, aber auch nicht-steroidale antientzündliche Wirkstoffe sowie Psychopharmaka und Cannabinoide zum Einsatz. Weitere Medikamente zur Behandlung der Tumorkachexie sind noch in der Testphase.

    Sport und Bewegung lindern bekanntermaßen Stress und heben die Stimmung. Untersuchungen zeigen auch, dass Sport  die unangenehmen Begleiterscheinungen während einer Chemo- oder Strahlentherapie lindern kann. Krebspatienten mit einer Tumorkachexie profitieren in besonderem Maße von gezieltem Training, wie eine achtwöchige Pilotstudie der Universität Heidelberg zeigt. Die Teilnehmer der Studie konnten nicht nur signifikant an Gewicht zulegen (plus vier Prozent), sondern auch ihre Muskelkraft um ein Fünftel steigern.  Nachfolgende Studien bestätigen die positiven Ergebnisse . Betroffene sollten allerdings nicht auf eigene Faust trainieren, sondern sich beim Training therapeutisch begleiten lassen. 

     

    Voller Einsatz gegen die Tumorkachexie

    Eine Prostatakrebserkrankung kostet viel Kraft. Patienten im fortgeschrittenen Stadium fällt es häufig schwer, die Energie für Training oder auch nur das Essen aufzubringen. Im Kampf gegen die Tumorkachexie ist aber jede kleine Bemühung hilfreich. Auch wenn Ihnen das Essen schwerfällt, ist eine hochkalorische und nährstoffreiche Ernährung sehr wichtig, um der Tumorkachexie entgegenzuwirken. Achten Sie darauf, genügend gesunde Fette, ausreichend Eiweiße und Kohlehydrate zu sich zu nehmen. 

     

    Ein Tipp: Kleine Portionen, dafür aber fünf bis sieben am Tag, sind einfacher zu essen und helfen die benötigten Kalorien und Nährstoffe aufzunehmen. Eine einseitige Ernährung verstärkt die Appetitlosigkeit, bringen Sie daher abwechslungsreiche Kost auf den Tisch.

     

    Wichtiger Hinweis: Bei einer Tumorkachexie können auch hochkalorische Nahrungszusätze zur Deckung des Energiebedarfs notwendig werden. Solche Nahrungsergänzungen können von der Hausarztpraxis oder vom Onkologen verschrieben werden. Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen.

     

    Ebenso wie die ausgewogene Ernährung hat auch die Bewegung einen positiven Einfluss auf die Krebstherapie. Schon ein kleiner Spaziergang oder leichte Haushalts- oder Gartenarbeiten können helfen. Regelmäßiges körperliches Training und eine ausgewogene Ernährung sind auch wirkungsvolle Vorbeugungsmaßnahmen, damit es erst gar nicht zum Zustand der Mangelernährung kommt.

     

     

    Literatur

    • https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/h%C3%A4matologie-und-onkologie/prinzipien-der-onkologischen-therapie/kachexie-bei-tumorerkrankungen (Letzter Zugriff: 25.09.2024)
    • https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/bewusst-leben/basis-informationen-krebs-bewusst-leben-ernaehrung/mangelernaehrung-.html (Letzter Zugriff: 25.09.2024)
    • https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-472016/auszehrung-aufhalten/ (Letzter Zugriff: 25.09.2024)
    • https://www.thieme.de/viamedici/aktuelles-medizin-und-wissenschaft-1650/a/anorexie-kachexie-bei-tumorpatienten-19006.htm (Letzter Zugriff: 25.09.2024)
    • https://www.mri.tum.de/sites/default/files/seiten/ernaehrung_bei_krebs_0.pdf (Letzter Zugriff: 25.09.2024)
    • https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Training-gegen-Kachexie-365887.html (Letzter Zugriff: 25.09.2024)
    • https://link.springer.com/article/10.1007/s15004-019-6530-0 (Letzter Zugriff: 25.09.2024)

     

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