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Ihre Fragen zu fortschreitendem Prostatakrebs

Antworten von urologischen Fachärzten

wertvollER hat zusammen mit der Prisma eine große Telefonaktion rund um den fortschreitenden Prostatakrebs veranstaltet. Am anderen Ende der Leitung: Drei renommierte Fachärzte für Urologie – Dr. Eva Hellmis, Dr. Stefan Machtens und Dr. Frank Becker. Sie haben die zahlreichen eingehenden Anrufe ausführlich beantwortet.

 

wertvollER: Häufig gestellte Fragen zum Prostatakrebs - Dr. Frank Becker

Dr. Frank Becker, 
niedergelassener Facharzt für Urologie aus Neunkirchen

wertvollER: Häufig gestellte Fragen zum Prostatakrebs - Dr. Eva Hellmis

Dr. Eva Hellmis,  
niedergelassene Fachärztin für Urologie aus Duisburg

wertvollER: Häufig gestellte Fragen zum Prostatakrebs - Dr. Stefan Machtens

Dr. Stefan Machtens,
Facharzt für Urologie aus Bergisch Gladbach

 

Viele der beantworteten Fragen der AnruferInnen sind auch für andere Prostatakrebs-Patienten und Angehörige hilfreich.

Lesen Sie selbst:

    73-Jähriger fragte: „Ich habe erstmals einen erhöhten PSA-Wert von 5,8. Was soll ich bei diesem Wert machen? Ich traue mich wegen der Pandemie nicht ins Krankenhaus, um mich dort untersuchen zu lassen…“  


    Ich empfehle Ihnen, dass Sie einen weiteren PSA-Test durchführen, um zu prüfen, ob der Wert einmalig ausschlägt oder ob er weiterhin so hoch ist. Ist das der Fall, sollten Sie – so empfiehlt es unsere Leitlinie – ein MRT der Prostata durchführen lassen und das Ergebnis mit Ihrem Urologen besprechen. Falls eine Gewebeprobe notwendig bzw. empfehlenswert sein sollte, geschieht diese ggf. sogar ambulant durch Ihren Urologen selbst; eine Gewebeprobe im Krankenhaus ist nicht immer erforderlich.

     


     

    75-Jähriger fragte: „Bei einer Tastuntersuchung wurden Auffälligkeiten an der Prostata gefunden. Ich habe zwei Vorschläge für die Vorgehensweise erhalten – Biopsie oder zuerst MRT – was soll ich Ihrer Meinung nach tun?“


    Die Biopsie, also Gewebeentnahme, wird bei auffälligen Tastuntersuchungen grundsätzlich immer vorgenommen. Aber es empfiehlt sich durchaus, vorab ein MRT machen zu lassen, da es die Aussagekraft der darauffolgenden Biopsie verbessert. Auffällige Befunde, die im MRT gesehen werden, können bei der Biopsie ganz gezielt untersucht werden. Das MRT ist zwar eine Selbstzahler-Leistung – aber: Wenn Sie mit Ihrer Krankenkasse sprechen und von Ihrem Urologen die Empfehlung erhalten, dass das MRT erforderlich ist und ein Tastbefund vorliegt, dann ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt.

     


     

    76-Jähriger fragte: „Ich stehe kurz vor einer Fusionsbiopsie. Was genau ist das und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?“


    Es handelt sich um eine moderne Prostatadiagnostik. Bei einem Verdacht auf Prostatakrebs kann eine Gewebeentnahme aus der Prostata, die sog. Prostatabiopsie, den Krebs bestätigen oder ausschließen. Während der Untersuchung werden im Ultraschallgerät die MRT-Bilder mit Hilfe einer speziellen 3D-Software mit dem Ultraschallbild fusioniert, so dass eine gezielte Gewebeentnahme möglich ist. Die Fusionsbiopsie ist eine privatärztliche Leistung und wird von den privaten Kassen sowie zum Teil von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

     


     

    85-Jähriger fragte: „Mein PSA-Wert ist in den vergangenen Jahren bis auf 22 gestiegen. Die Biopsie vor zehn Jahren war negativ (PSA-Wert damals 8). Wie soll ich weiter vorgehen? Soll ich die Biopsie wiederholen?“


    Bei dieser Steigerung des PSA-Wertes (1,5-fach) ist es sehr wahrscheinlich, dass man in einer Probenentnahme jetzt Tumorzellen findet. Das verschafft Klarheit, ob es bösartig ist oder nicht. Sie haben aber dann viele Optionen der Therapie. Meine Empfehlung ist daher, dass Sie die Biopsie erwägen sollten.
     

    86-Jähriger fragte: „Ich habe schon eine OP und Bestrahlung hinter mir. Nun ist mein PSA-Wert von 0,06 auf 0,11 gestiegen. Muss ich mir Sorgen machen, dass der Krebs wieder ausbricht? Welche Behandlungsoptionen habe ich?“

     

    Zunächst möchte ich Sie hier beruhigen. Der PSA-Wert liegt noch immer niedrig. Nächste Schritte bzw. Ihre Behandlungsoptionen, sollte der PSA-Wert steigen: Für Sie kommt grundsätzlich eine medikamentöse Behandlung mit Hormonentzug infrage, sollte der PSA-Wert weiter rasch ansteigen und sollten sich Krebszellen finden. Hier besteht erstmal kein Grund zur größeren Aufregung, Ihre Werte liegen niedrig und Sie können abwarten. Gehen Sie regelmäßig zu Ihrem Behandler und beobachten Sie Ihre Werte. Bei weiterem Anstieg wird Ihr Urologe dann in der Regel im weiteren Verlauf eine Bildgebung (CT /Scan) veranlassen.

    72-Jähriger fragte: „Mein Arzt überlässt mir die Wahl: Lokale Bestrahlung oder Hormontherapie. Ich bin total verunsichert, was soll ich tun?“

     

    Es geht hier um eine Entscheidung, die Sie nicht allein treffen sollten. Wenn Sie als Patient verunsichert sind, welche Therapie die richtige ist, sollten Sie Ihre Zweifel offen mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Bleiben die Zweifel bestehen, haben Sie als Patient die Möglichkeit, eine fundierte ärztliche Zweitmeinung durch einen unabhängigen Experten einzuholen. Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Facharzt bieten zum Beispiel die Krankenkassen oder auch die Krebsberatungsstellen. Manche Kassen übernehmen z.B. die Arztsuche, die Zusammenstellung der benötigten Unterlagen und die Terminvereinbarung.

     


     

    83-Jähriger fragte: „Bei mir wurde ein aggressiver Tumor festgestellt, ich fühle mich damit aber gut. Muss ich mich in meinem Alter noch operieren lassen?“

     

    Bei einem aggressiven Befund sollte man eine gut verträgliche Therapie wählen, damit Ihre Lebensqualität so bleibt, wie sie ist. Ich empfehle eine Ausbreitungssuche mit einem CT und ein Knochenszintigramm, um Hinweise zu finden, ob der Tumor gestreut hat. Bei einem negativen Befund (kein Nachweis von Streuherden) würde ich eine Hormontherapie (mit 3-Monats-Spritze) durchführen, um das Krebswachstum der Zellen zu stoppen, und eventuell die Prostata bestrahlen. 

     


     

    „Stören meine künstlichen Hüften bei der äußeren Bestrahlung meines Prostatakrebs?“

     

    Ja, die künstlichen Hüften können hier ein Störfaktor sein; allerdings sind die Therapien heutzutage auf einem sehr modernen Stand, sodass man die Bestrahlungstherapie planen und die Krebszellen sehr gezielt von außen bestrahlen kann, sodass die künstliche Hüfte kein Problem darstellt.
    Aber: Grundsätzlich empfiehlt sich in diesem Fall auch eine weitere Behandlungsoption, nämlich die Bestrahlung von innen mithilfe der sogenannten Brachytherapie – hier spielen die künstlichen Hüften keine Rolle; auch das aktive Überwachen kommt infrage.

     


     

    82-Jähriger fragte: „Kann eine Hormontherapie überhaupt wirken, wenn man gar keine Prostata mehr hat?“

     

    Ja, denn eine Tumorerkrankung hält sich an nichts. Die Krebszellen wollen sich vermehren und suchen sich eine Möglichkeit, sich in den Körper abzusiedeln (zu streuen). Das heißt, wir behandeln in einer Hormontherapie nicht mehr die Prostata, sondern hormonsensible Tumorzellen, die irgendwo im Körper sitzen. Eine Hormonblockade ist also sehr wirksam, trotz Prostata-Entfernung. 

     


     

    78-Jähriger fragte: „Wie wirkt die Hormonentzugstherapie? Lässt die Wirkung irgendwann nach? Ist das die richtige Therapie für mich?“

     

    Eine medikamentöse Hormonentzugstherapie hemmt das Wachstum und die Streuung des Tumors, indem das Männlichkeitshormon Testosteron unterdrückt wird. Wie lange Sie auf die Therapie ansprechen, ist schwer zu sagen – durchschnittliche Ansprechrate liegt bei 7 bis 8 Jahren. Sprechen Sie nicht mehr darauf an, kann diese medikamentöse Therapie durch zusätzliche Medikamente (Androgenrezeptor-Inhibitoren) ergänzt werden. Diese Basis-Therapie wird anhand des PSA-Werts kontrolliert – bleibt er unten, sprechen Sie darauf an und können auf der Antihormontherapie bleiben.

     


     

    77-Jähriger fragte: „Ich habe Angst vor Metastasen. Was, wenn mein PSA Wert weiter steigt?“

     

    Prostatakrebs kann trotz Hormonentzugstherapie weiter voranschreiten. Um Metastasen so lang wie möglich hinauszuzögern und so die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten, eignet sich die zusätzliche Behandlung mit wirksamen und verträglichen Präparaten. Damit kann das Auftreten von neuen Metastasen um Jahre verzögert werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Behandlungsmöglichkeiten. 

     


     

    84-Jähriger fragte: „Ich erhalte aktuell die Hormonentzugstherapie. Mein PSA-Wert ist niedrig. Ist diese Therapie aktuell ausreichend?“

     

    Der PSA-Wert ist ein guter Marker für den Erfolg einer Therapie. D.h. in ihrem Fall: Sie haben aktuell die richtige Therapie. Es ist erst wieder notwendig aktiv zu werden, wenn der PSA ansteigt oder die Bildgebung ein Fortschreiten der Erkrankung zeigt.

     

    „Ich erhalte aktuell die Medikamentenkombination bestehend aus Hormonentzugstherapie und Androgenrezeptor-Inhibitor. Kann ich die Hormonentzugsspritze absetzen?“
    Nein, die Antiandrogene, die Sie aktuell erhalten, sind nicht als Monotherapie zugelassen. Sie müssen in Kombination mit einer Hormonentzugstherapie eingenommen werden.

     


     

    Partnerin fragte: „Mein Mann erhält seit 1,5 Jahren eine Kombination aus Hormontherapie und Antiandrogenen. Wie lange klappt diese kombinierte Therapie?“

     

    Diese Form der medikamentösen Therapie ist ein gut erforschtes Feld und es gibt viele Erfahrungswerte damit. Es ist sehr unterschiedlich, wie gut Patienten darauf ansprechen. Wenn der PSA-Wert nicht steigt, auf einem niedrigen Niveau ist, dann gibt es keinen Grund, die Form der Therapie umzustellen. Sollte diese Kombination nicht mehr ausreichen und der Patient resistent werden, gibt es entweder die Chemotherapie als Option, aber auch Medikamente, die bei bestimmten genetischen Veränderungen greifen, kämen infrage. 
     

    84-Jähriger fragte: „Ich wurde vor zwei Jahren erfolgreich operiert, mein PSA Wert ist fast 0, ich habe keine Inkontinenz. Was kann ich tun, um gesund zu bleiben?“

     

    Ein sehr guter Befund! Sie haben den Krebs erfolgreich überwunden und gelten als geheilt. Ich empfehle halbjährliche Kontrolluntersuchungen, um den PSA-Wert im Auge zu behalten. Genießen Sie Ihr Leben. Seien Sie aktiv, bewegen Sie sich, gehen Sie viel an die frische Luft. Essen Sie gesund und abwechslungsreich. Und erzählen Sie anderen Männern von Ihrem positiven Verlauf. Das macht Mut!

     


     

    75-Jähriger fragte: „Seit meiner Hormontherapie und Bestrahlung fahre ich kein Rad mehr, weil das ungünstig für den PSA-Wert sei. Stimmt das?“

     

    Fahren Sie Rad! Sie sind bestrahlt und das Beste was Sie machen können, ist Bewegung. Auch Fahrradfahren gehört dazu – gerade für die Gelenke. Wenn Sie Ihrem behandelnden Arzt von Ihren Sportaktivitäten berichten, wird er sich freuen und dies bei der Bewertung des PSA-Wertes berücksichtigen. Sie machen dadurch überhaupt nichts schlimmer. Durch Radfahren wird die Tumorerkrankung nicht erneut ausbrechen. 

     


     

    Frau eines 89-Jährigen fragte: „Mit was kann ich das Voranschreiten des Krebses meines Mannes verzögern? Helfen Nahrungsergänzungsmittel?“

     

    Eine Tumorerkrankung können Sie als Angehörige sehr aktiv begleiten: Bewegen Sie sich gemeinsam. Teilen Sie eine positive Lebenseinstellung. Halten Sie sich viel im Freien auf. Tanken Sie Vitamin D. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit guten Nahrungsmitteln. Ob Nahrungsergänzungsmittel einen positiven Einfluss auf den Krebs haben, ist nicht sicher belegt, aber Vitamine und Calcium unterstützen während einer Prostatakrebstherapie.
     

    81-Jähriger fragte: „Durch meine Prostata-Medikamente habe ich Erektionsstörungen. Kann eine Penispumpe helfen?“

     

    Grundsätzlich ist es ratsam, ein persönliches Beratungsgespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens (Urologe oder Hausarzt) zu suchen, wenn Sie sexuelle Einschränkungen haben. Die Vakuumpumpe ist eines von mehreren möglichen Hilfsmitteln. Als eine mechanische Erektionshilfe ist sie vor allem für Patienten geeignet, denen die Prostata operativ entfernt wurde. Sie hilft dabei, die Erektionsfähigkeit wieder zu erlangen. Ihr Arzt wird Ihnen die Funktion des gewählten Hilfsmittels erklären, um es sicher anwenden zu können.

     


     

    Frau eines 89-Jährigen fragte: „Mein Mann hat seit seiner Hormontherapie Potenzprobleme. Kann man da nachhelfen?“

     

    Die Potenz ist verbunden mit der Hormonproduktion. Der Tumor wird durch die Hormonblockade erfolgreich behandelt. Damit geht eine Verschlechterung der Potenz einher. Es gibt potenzsteigernde Medikamente, die die Durchblutung fördern. Wenn er keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat, kann er diese verordnet bekommen. Das sollte er mit seinem Urologen/Hausarzt besprechen. Das Alter ist kein Grund, seine Sexualität ad acta zu legen.
     

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