Was ist ein Prostatakarzinom?
Der Prostatakrebs und seine Stadien
Mit etwa 26,6 Prozent ist Prostatakrebs in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Studien zufolge erkrankten im Jahr 2018 65.199 Männer an Prostatakrebs. 14.963 Patienten verstarben daran.
Prostatakrebs tritt in den meisten Fällen nach dem 50. Lebensjahr auf, das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 70 Jahren. Da es erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zu Beschwerden kommt, wird häufig erst spät eine Diagnose gestellt. So ist der Prostatakrebs bei der Erstdiagnose in mehr als 20 Prozent der Fälle schon metastasiert und hat sich im Körper ausgebreitet.
Früherkennung des Prostatakrebses
Eine wichtige Rolle in der Früherkennung des Prostatakrebses spielt die digital-rektale Untersuchung (DRU), bei der der Urologe die Prostata mit dem Finger vom Enddarm aus abtastet. Bei der Früherkennung und bei auffälligen Ergebnissen in der DRU kommt der PSA-Test als wichtiger Indikator zum Einsatz. Beim prostataspezifischen Antigen (PSA) handelt es sich um ein Enzym, das auch in gesunden Prostatazellen gebildet wird und bei der Verflüssigung des Ejakulates mitwirkt.
Bei bösartigen Veränderungen der Prostata kann das PSA in höherer Konzentration im Blut vorkommen. So kann ein erhöhter Wert bereits sehr früh anzeigen, dass ein Prostatakrebs vorliegt, obwohl der Patient noch keine Beschwerden hat. Dadurch steigen die Heilungschancen und eingesetzte Therapien können schonender ablaufen. Bei bereits diagnostiziertem Prostatakrebs ist ein ansteigender PSA-Wert ein früher und wichtiger Hinweis auf das Fortschreiten der Erkrankung.
Prostatakrebs im Frühstadium
Im Verlauf der Erkrankung unterscheiden Ärzte – abhängig davon, wie früh der Krebs erkannt wurde oder wie fortgeschritten er ist – verschiedene Stadien: Im frühen Stadium ist der Prostatakrebs lokal begrenzt und beschränkt sich auf die Prostata selbst. Im TNM-System stuft man diese Tumoren mit den Abkürzungen T1 oder T2 ein. Die sogenannte Kapsel des Organs ist nicht durchbrochen. Bei den meisten früh entdeckten Fällen von Prostatakrebs sind die Aussichten auf Heilung durch eine Operation oder Strahlentherapie sehr gut.
Der lokal fortgeschrittene Prostatakrebs
Wenn der Prostatakrebs lokal fortschreitet, bedeutet das, dass er sich über die Prostatakapsel hinaus in direkter Umgebung – zum Beispiel im kleinen Becken – ausbreitet. Im TNM-System stuft man diese Tumoren mit den Abkürzungen T3 oder T4 ein. Selten kommt es in diesem Stadium zu Symptomen – zu diesen können jedoch Probleme beim Urinieren, wie zum Beispiel ein schwacher Harnstrahl oder Drangsymptome, Harninkontinenz, Blut im Urin oder Ejakulat sowie Erektionsstörungen gehören.
Der metastasierte Prostatakrebs
Wenn der Krebs nicht mehr auf die Prostata beschränkt ist und in andere Organe oder Lymphknoten gestreut hat, spricht man von Metastasierung. Im Stadium N1 sind regionale (Becken-)Lymphknoten befallen, in die die Krebszellen über die Lymphbahn bzw. die Lymphabflusswege des Prostatagewebes gelangt sind. Hierbei handelt es sich noch nicht um Fernmetastasen, jedoch können die Zellen von dort aus über die großen Venen auch in die Blutbahn gelangen und Fernmetastasen bilden (Stadium M1a-c). Beim Prostatakrebs befinden sich diese Absiedelungen in den meisten Fällen in den Knochen (Stadium M1b). So breitet sich der Prostatakrebs bei neun von zehn Männern im fortgeschrittenen Stadium auf die Knochen aus. Knochenmetastasen schädigen die Knochensubstanz und verringern damit die Festigkeit des Knochens und behindern die Blutbildung. Zu den Folgen können Knochenschmerzen, Knochenbrüche und Blutarmut bzw. Anämie gehören.
Durch Metastasen verursachte Knochenschmerzen, können so die Lebensqualität der Patienten erheblich einschränken. Manche Männer leiden unter starken Schmerzen, die oft mit Angst- und Stresszuständen verbunden sind. Bei jedem zehnten Patienten führen Knochenmetastasen sogar zu Brüchen, die meistens in der Umgebung von Metastasen auftreten. Fünf bis 15 Prozent der Patienten erleiden durch einen Wirbelköperbruch eine Rückenmarks- oder Nervenkompression – das ist eine Druckschädigung des Rückenmarks bzw. eines Nervs, die sich unter anderem durch Taubheitsgefühle bemerkbar macht und im schlimmsten Fall zu einer Querschnittslähmung führen kann.
Ein Anhaltspunkt für eine Metastasierung ist ein früher und schneller Anstieg des PSA-Wertes (innerhalb der ersten 12 Monate nach der Operation und mit einer Verdopplungszeit von unter drei bis sechs Monaten). Fernmetastasen sind eine sehr schwere Komplikation, die in den meisten Fällen nicht geheilt werden kann.
Das Rezidiv des Prostatakarzinoms
Nachdem der Prostatakrebs lokal behandelt wurde, sind PSA-Tests üblicherweise Bestandteil der regelmäßigen Nachuntersuchungen. Steigt der PSA-Wert an, kann das ein früher Hinweis darauf sein, dass die Erkrankung weiter fortschreitet. Bei diesem so genannten PSA-Rezidiv oder biochemischen Rezidiv wird zunächst untersucht, ob es sich um ein erneutes Auftreten des Tumors in der Prostata handelt oder ob sich bereits Metastasen im Körper gebildet haben. Wenn sich keine Absiedelungen an anderen Stellen befinden, erfolgt die Behandlung des PSA-Rezidivs üblicherweise mit der Therapieform, die in der ersten Behandlung nicht eingesetzt wurde, z.B. durch eine Bestrahlung nach der Prostataentfernung. Wenn Metastasen nachweisbar sind, kommt häufig eine Kombinationstherapie bestehend aus Hormonentzugsbehandlung (ADT) und/oder Chemotherapie und/oder neuartiger Hormontherapie zum Einsatz.
Behandlungsoptionen
Je nach Stadium gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten des Prostatakrebses. Dabei ist die Unterscheidung zwischen dem lokalisierten, auf die Prostata beschränkten und dem fortgeschrittenen Karzinom wichtig. Ersteres kann in vielen Fällen geheilt werden. Je nach Risikoprofil, das aus Gleason-Score, PSA-Wert und T-Klasse ermittelt wird, kommen in dieser Phase die aktive Überwachung, die Prostataentfernung, eine Strahlentherapie oder eine Kombination mehrerer Methoden infrage. Bei einem höheren Risikoprofil wird häufig zeitweise durch eine systemische Androgenentzugstherapie (ADT) ergänzt.
Die Wirkweise der Androgenentzugstherapie basiert darauf, dass die Krebszellen des hormonsensitiven Prostatakrebses männliche Geschlechtshormone (sogenannte Androgene, vor allem Testosteron) zum Wachstum benötigen. Das Ziel der Therapie ist es deshalb, dem Tumor diese Geschlechtshormone zu entziehen, um ihn in seinem Wachstum zu hemmen. Wenn der Krebs hormonsensitiv ist und die Geschlechtshormone mit Hilfe der Therapie erfolgreich gesenkt werden können, spricht man im medizinischen Sinne von einer Kastration. Dieser Begriff bezieht sich in erster Linie auf den Hormonstatus, denn eine Entfernung der Hoden ist bei Patienten mit Prostatakrebs normalerweise nicht notwendig. In bestimmten Fällen entscheiden sich Arzt und Patient für eine alleinige Androgenentzugstherapie ohne vorhergehende Operation oder Bestrahlung. Eine Heilung des Prostatakrebses ist dadurch jedoch nicht möglich.
Stadien, in denen sich der Krebs auf benachbartes Gewebe ausgebreitet hat oder Metastasen in nahen Lymphknoten oder sogar weiter entfernt im Körper entstanden sind, können weitere Therapien erfordern, die im ganzen Körper wirken. Dazu gehören neben der Langzeit-Androgenentzugstherapie die Chemotherapie oder die Anwendung von neuartigen Hormontherapien (NHT), vor allem Androgenrezeptorblockern (ARI. Zusätzlich ist es möglich, bei Bedarf Symptome lokal zu behandeln. Die Behandlungsmöglichkeiten bei metastasiertem Prostatakrebs haben sich in den letzten Jahren stetig verbessert. Welche (Kombinationen von) Therapien sich am besten eignen, hängt unter anderem davon ab, ob der metastasierte Prostatakrebs noch hormonsensitiv oder schon kastrationsresistent ist.
Wenn die Androgenentzugstherapie nicht mehr wirkt
Auch wenn ein Prostatakarzinom bereits per Strahlentherapie oder Operation behandelt wurde, ein hohes Rückfallrisiko besteht oder bereits ein Rezidiv ohne Metastasen festgestellt wurde, wird die Androgenentzugstherapie eingesetzt. Sie kann über Monate und Jahre helfen, verliert jedoch ab einem gewissen Zeitpunkt ihre Wirksamkeit. Das zeigt sich dadurch, dass der PSA-Spiegel trotz Androgenentzug wieder steigt. Um festzustellen, ob die Behandlung weiterhin wirksam ist, muss der Testosteronspiegel deshalb per Bluttest kontrolliert werden. Wenn der PSA-Wert trotz niedrigem Testosteronspiegel steigt, gilt der Krebs als hormonresistent. Das bedeutet, dass die alleinige Androgenentzugstherapie nicht mehr wirksam genug ist, weil sich die Krebszellen so verändert haben, dass sie nicht mehr empfindlich auf Hormonänderungen reagieren. Man bezeichnet diesen Zustand medizinisch als sogenannte Kastrationsresistenz. Diese Kastrationsresistenz stellen Urologen fest, wenn der PSA-Wert ansteigt, obwohl der Testosteronspiegel im Kastrationsbereich liegt (< 0,5 ng/dl). In diesem Stadium ist es sehr wahrscheinlich, dass sich früher oder später Metastasen bilden. Allerdings können Metastasen auch entstehen, wenn der Prostatakrebs hormonsensitiv ist.
Literatur
Diego Hernandez, Alexander von Both, Michael Schlander: Krankheitslast von Prostatakrebs in Deutschland: Epidemilogie und Kosten. Forum 2022 · 37:227–234. (Online publiziert: 25. April 2022)
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Prostatakrebs Behandlung im Frühstadium, Onko Internetportal: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/therapie/behandlung-im-fruehstadium.html (zuletzt aufgerufen am 22.07.2024)
Prostatakrebs, Krebsinformationsdienst: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/stadium-fortgeschritten.php (zuletzt aufgerufen am 22.07.2024)
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