Ärzte als Wegbegleiter bei Prostatakrebs
Warum eine gute Arzt-Patienten-Beziehung entscheidend ist
Nach der Diagnose begeben sich Prostatakrebspatienten auf eine Reise voller neuer Herausforderungen. Doch dabei sind sie nicht allein, sondern werden auf ihrem Weg von Ärzten, Pflegepersonal und natürlich dem privaten Umfeld begleitet. Diese Unterstützer bilden ein starkes Netzwerk, das Betroffenen hilft, die Höhen und Tiefen der Behandlung zu meistern. Eine wichtige Rolle nimmt der behandelnde Urologe ein. Die Arzt-Patienten-Beziehung ist bestenfalls von Vertrauen geprägt, denn eine gute Zusammenarbeit erleichtert den Patienten den Weg durch die verschiedenen Behandlungsphasen und trägt zu ihrem Wohlbefinden bei.
In diesem Blogbeitrag erfahren Sie mehr über aktive Mitgestaltung in der Prostatakrebstherapie und was eine gute Arzt-Patienten-Beziehung ausmacht.
Vertrauen ist gut…Punkt!
Jeder Patient ist einzigartig und bedarf einer individualisierten Betreuung des Arztes. Manch einer taucht selbst tief in die Materie ein, sammelt Informationen, befragt den Behandler ausführlich oder holt eine Zweitmeinung ein, um auf dieser Basis eine fundierte Therapieentscheidung zu treffen. Andere wiederum vertrauen der Behandlungsempfehlung des Urologen direkt, wollen nur das Nötigste wissen, stellen keine Fragen und äußern keine Bedenken.
Was passiert, wenn Sie sich Ihrem Arzt nicht anvertrauen können? Ihr Urologe kann nicht erraten, welche Wünsche Sie an die Therapie haben oder ob er Ihnen bestimmt Ängste nehmen muss. Damit die Beziehung zwischen Arzt und Patient gut funktioniert, ist eine offene und vertrauensvolle Kommunikation entscheidend. Auch für intime oder unangenehme Themen sollte Raum vorhanden sein. Trauen Sie sich, Fragen zu stellen, sensible Themen oder mögliche Unstimmigkeiten anzusprechen. Dies fördert zudem Ihre Bereitschaft, sich aktiv mit der Therapie auseinanderzusetzen und mitzuwirken.
Arzt und Patient: Eine Partnerschaft im Dialog
Vor rund 25 Jahren war die Beziehung zwischen Arzt und Patient noch durchweg einseitig: Der Arzt traf die Entscheidungen über die Behandlung und informierte den Patienten oft nur oberflächlich. Besonders bei Krebserkrankungen fand eine detaillierte Aufklärung selten statt. Die Unzufriedenheit darüber, die sich bei den Betroffenen breit machte – es geht schließlich um ihre Gesundheit – ebnete den Weg für ein Umdenken zu einer aktiven Beteiligung der Patienten in Therapiefragen und einer Kommunikation auf Augenhöhe. Im Laufe der Zeit hat sich deshalb das Verhältnis hin zu einer patientenzentrierten Beziehung entwickelt. Heutige Ansätze fallen unter den Begriff „Shared Decision Making“, also gemeinsame Entscheidungsfindung.
Tatsächlich hat eine Studie der TU München mit rund 1.000 Langzeitüberlebenden nach einer Prostatektomie ergeben, dass eine gemeinsame Entscheidung über den Behandlungsansatz die Gefahr reduziert, dass die Patienten ihre Wahl während und nach der Therapie bereuen. Vor allem Nebenwirkungen wie erektile Dysfunktion oder Harninkontinenz konnten besser aufgenommen und akzeptiert werden, weil die Patienten die Entscheidung wissentlich mitgetragen hatten und sich den Folgen stärker bewusst waren.
Fragen an Ihren Arzt, um eine Therapieentscheidung zu fällen:
- Wie läuft die Behandlung ab?
- Was ist das Ziel der Behandlung?
- Wie lange kann die Behandlung das Fortschreiten des Prostatakrebses aufhalten?
- Kann die Behandlung die Wahrscheinlichkeit verringern, dass der Prostatakrebs streut?
- Wie wirkt sich die Behandlung auf die Erektionsfähigkeit und Harn-/Stuhlinkontinenz aus?
- Welche Komplikationen sind möglich?
Gut betreut durch Arzt und Klinik
Steht eine Chemotherapie, Bestrahlung oder operative Entfernung der Prostata an, ist es wichtig, dass Betroffene genügend Zeit einplanen, um die passende Klinik auszuwählen. Dabei sollte die Nähe zum Wohnort nur bedingt eine Rolle spielen, zumal im ländlichen Raum eine geringere Ärztedichte besteht – vorausgesetzt, der Patient ist noch mobil oder kann beispielsweise durch Angehörige bei der Fahrt zur Klinik unterstützt werden. Die Suche nach Spezialisten mit umfassender Erfahrung in der Behandlung von Tumorerkrankungen steht im Vordergrund. Ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse sollten Prostatakrebspatienten ebenso stets im Blick behalten. Entscheidend ist, dass sich die Patienten in der gewählten Klinik gut betreut und in sicheren Händen fühlen.
Diese Kriterien sollten Sie bei der Klinikauswahl berücksichtigen:
- Erfahrung mit Prostatakrebs: Die Klinik sollte über ausreichend Erfahrung in der Behandlung von Prostatakrebs verfügen. Im Qualitätsbericht können Sie online einsehen, wie viele Prostatakrebspatienten dort jährlich behandelt werden.
- Zertifizierte Krebszentren: In Deutschland gibt es seit einiger Zeit zertifizierte Krebszentren mit hohen Qualitätsstandards für verschiedene Tumorarten. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) und der Dachverband der Prostatazentren Deutschland e.V. (DVPD) vergeben diesbezüglich Zertifikate.
- Zulassung der Klinik: Die Klinik sollte als reguläres Krankenhaus zugelassen sein, damit die Behandlungskosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Information dazu finden Sie ebenfalls im Qualitätsbericht der Kliniken.
- Ambulante Behandlungsmöglichkeiten: Die Klinik sollte eine ambulante Abteilung haben, da einige Krebsbehandlungen wie Chemo- oder Strahlentherapie auch ohne stationären Aufenthalt durchgeführt werden können. Auch die Nachsorge lässt sich häufig ambulant organisieren.
- Nachweislich wirksame Behandlungen: Eine gute Klinik orientiert sich an etablierten, schulmedizinischen Behandlungsempfehlungen, deren Wirksamkeit in Studien nachgewiesen wurde.
Interdisziplinäres Spezialisten-Team: Bei Prostatakrebs ist die Zusammenarbeit mehrerer Fachrichtungen entscheidend. Neben einem interdisziplinären Ärzteteam, arbeiten auch das Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter und Psychoonkologen Hand in Hand, um eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.