Was macht eigentlich die Psychoonkologie?

Individuelle Unterstützung in jeder Krankheitsphase

wertvollER: Prostatakrebspatient spricht mit Psychoonkologin

Eine Prostatakrebsdiagnose löst bei den meisten Männern große Ängste und Sorgen aus. Fragen wie „Werde ich wieder ganz gesund?“, „Wie vertrage ich die Therapie?“ oder „Kann ich in Zukunft noch meine Blase steuern oder Sex haben?“ beschäftigen viele Betroffene. Diese Gedanken können großen emotionalen Druck erzeugen. Gleichzeitig verändern die Krankheit und die Therapie den Alltag – manchmal nur vorübergehend, in manchen Fällen auch langfristig. In diesen schwierigen Lebensphasen ist es gut zu wissen, dass es Hilfe gibt. Die Psychoonkologie steht betroffenen Männern und ihren Angehörigen in jeder Phase der Erkrankung zur Seite. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die Rolle der Psychoonkologie im Kontext einer Prostatakrebserkrankung und zeigen auf, welche konkreten Unterstützungsangebote für betroffene Patienten und ihre Angehörigen zur Verfügung stehen. 

 

 

Was genau ist Psychoonkologie?

Die Psychoonkologie befasst sich mit den psychischen und sozialen Herausforderungen, die im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung auftreten. Dabei arbeiten Experten aus verschiedenen Fachrichtungen wie z.B. Medizin, Psychologie, Pädagogik oder Soziale Arbeit zusammen, um betroffenen Patienten individuelle Lösungsmöglichkeiten in ihrer persönlichen Lebenssituation zu bieten. Ziel der Psychoonkologie ist es, das seelische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, Begleiterscheinungen der Erkrankung zu mildern sowie die eigenen Bewältigungsstrategien der Betroffenen zu stärken. Ein weiterer zentraler Aspekt besteht darin, soziale Probleme zu verhindern und die Teilhabe am privaten sowie beruflichen Leben zu ermöglichen. 

 

 

Wie kann mir die Psychoonkologie helfen?

Der Zugang zur Psychoonkologie steht Ihnen als Patient und Ihren Angehörigen in jeder Phase der Erkrankung offen. Sie müssen Ihre Sorgen und Ängste nicht allein durchstehen. Trauen Sie sich, bereits frühzeitig Ihre emotionalen Belastungen anzusprechen. An folgenden Beispielen zeigen wir, wie Psychoonkologen Krebspatienten begleiten können:

 

Nach Erhalt der Diagnose Prostatakrebs können die mentalen Herausforderungen überwältigend sein und es entsteht beim Patienten ein Gefühlschaos. Psychoonkologen helfen dabei, Ordnung in die Gedanken zu bringen, die Informationsflut zu sortieren und individuelle Bewältigungsmechanismen zu entwickeln. Sie schaffen Raum für Austausch und Reflexion, was zur emotionalen Stabilität beiträgt.


Während der Therapie konzentriert sich die psychoonkologische Betreuung u.a. darauf, Mut zu machen, Ängste zu lindern und bei der Verarbeitung körperlicher Veränderungen und Nebenwirkungen zu unterstützen. Nach einer Prostata-OP können vorübergehend, selten auch dauerhaft Erektions- und Blasenprobleme sowie Wesensveränderungen auftreten. Auch eine medikamentöse Therapie kann Einfluss auf Ihre mentale Belastbarkeit haben. Ein Psychoonkologe unterstützt Sie in dieser Zeit, Herausforderungen und Unsicherheiten richtig einzuordnen und zu bewältigen. 


Nach der Behandlung geht es darum, neue Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln und das Leben aktiv zu gestalten. Psychoonkologen fördern die Auseinandersetzung mit persönlichen Werten und Zielen und unterstützen die Anpassung an veränderte Lebenssituationen.  Zudem erhalten Sie  Hilfe bei praktischen Fragen rund um die berufliche Wiedereingliederung, Alltagsbewältigung und Sozialleistungen.  


Bei einem Rückfall stehen Psychoonkologen den Patienten emotional bei und helfen, mit Zukunftsängsten und existenziellen Sorgen umzugehen. Sollte der Krebs trotz Behandlung schnell voranschreiten und sich nicht kontrollieren lassen, haben Sie mit einem Psychoonkologen einen Begleiter für die letzte Lebensphase, der Sie auffängt und zur Seite steht.

 

Methoden der Psychoonkologie auf einen Blick

Die Psychoonkologie bietet eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten, die individuell auf die Bedürfnisse und Situation eines Krebspatienten abgestimmt werden. Die Auswahl der Methoden hängt von der Schwere und Art der psychosozialen Belastung des Patienten ab. Zudem beziehen Psychoonkologen Wünsche und Vorstellung des Patienten in das Unterstützungsangebot mit ein. Wir stellen ihnen einige der wichtigsten Methoden vor.

 

    Die Psychotherapie ist ein zentraler Bestandteil der psychoonkologischen Behandlung. Sie bietet einen geschützten Rahmen für offene Gespräche, in dem Betroffene ihre Gefühle ausdrücken und Bewältigungsstrategien entwickeln können. Verschiedene Therapieformen stehen zur Verfügung, wie z.B. die kognitive Verhaltenstherapie oder die Psychoanalyse.

    Im Rahmen von Schulungen der ambulanten Nachsorge oder stationären Rehabilitation erlernen Patienten, wie sie mit der Erkrankung umgehen können. Sie erfahren, welche Behandlungsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote zur Verfügung stehen und was Sie aktiv für Ihre Gesundheit tun können. Patientenseminare umfassen meist mehrere Termine und finden in Einzel- oder Gruppensitzungen statt. 

    Über digitale Plattformen und Apps können Sie psychoonkologische Angebote ortsunabhängig nutzen. Dies ermöglicht eine flexible Ergänzung zu traditionellen Vor-Ort-Terminen, insbesondere für Patienten mit körperlichen Einschränkungen oder langen Anfahrtswegen.

    Künstlerische Therapien, wie Musik-, Kunst- oder Tanztherapie, bieten einen kreativen Zugang zur Verarbeitung von Emotionen. Diese Methoden ermöglichen es Krebspatienten, Gefühle auszudrücken und zu bearbeiten, oft ohne Worte. Durch Malen, Musizieren oder Tanzen können sie neue Perspektiven gewinnen und sich von emotionalem Druck befreien.

    Ängste und innere Anspannung sind bei Krebspatienten häufig anzutreffen. Die Erkrankung selbst sowie die Angst vor der Therapie und möglichen Krankheitsfolgen wie Blasenschwäche oder erektile Dysfunktion können seelisch belastend sein. Durch das Erlernen von Entspannungstechniken können Sie Stress entgegenwirken und innere Unruhe reduzieren. 

    • Autogenes Training: Hierbei handelt es sich um eine Selbstentspannungstechnik, bei der Sie durch Autosuggestion (Selbstbeeinflussung) einen körperlichen und mentalen Entspannungszustand erreichen. 
    • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson: Diese Methode konzentriert sich auf das gezielte Anspannen und Entspannen verschiedener Muskelgruppen, um körperliche und mentale Spannungen abzubauen.
    • Yoga: Die Verbindung von Bewegung, Atmung und Meditation im Yoga fördert nicht nur die körperliche Flexibilität, sondern auch das geistige Wohlbefinden.
    • Meditation: Durch Achtsamkeits- und Konzentrationsübungen erlernen Sie, Ihren Geist zu beruhigen und den Fokus auf den gegenwärtigen Moment zu lenken.
    • Atemübungen: Diese Techniken helfen, den Atem zu kontrollieren, was das allgemeine Stressempfinden verringert.

     

    Wann ist professionelle Unterstützung ratsam?

    Studien zeigen, dass 60 von 100 Krebspatienten unter hohen seelischen Belastungen leiden, aus denen sich ernsthafte psychische Probleme entwickeln können. Sprechen Sie offen mit ihrem Behandlungsteam über Ihr Befinden, wenn Ihre Beschwerden längere Zeit andauern und allgemeine Empfehlungen für die Stressbewältigung nicht mehr helfen. Psychoonkologen unterstützen Sie dabei, den emotionalen Stress zu bewältigen. Sie lernen, mit der Krankheit besser umzugehen und sich auf positive Aspekte des Lebens zu konzentrieren. So gewinnen Sie wieder Freude im Alltag und entdecken neue Perspektiven.

     

     

    So finden Sie psychoonkologische Unterstützung und Hilfe

    Stationäre Angebote: 

    • Alle zertifizierten Krebszentren müssen eine psychoonkologische Betreuung anbieten. Sprechen Sie Ihr behandelndes Ärzteteam an. Auf OncoMap finden Sie ein Verzeichnis der zertifizierten Zentren. 
    • In onkologischen Rehakliniken ist die Psychoonkologie Teil des Rehabilitationsprogramms. 
    • Im Krankenhaus erhalten Sie über den Sozialdienst der Klinik Antworten auf alle sozialrechtlichen Fragen. 
       

    Ambulante Angebote: 

    • Ambulant tätige Psychoonkologen finden Sie entweder über den Krebsinformationsdienst oder über die Arztsuche der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.  
    • Psychosoziale Beratungsstellen unterstützen Sie sowohl bei der Krankheitsbewältigung als auch bei Fragen zur finanziellen Absicherung, Rehabilitation oder Schwerbehinderung. Nutzen Sie hierzu die Suche vom Krebsinformationsdienst
    • Hilfe bei der Suche bietet auch die Patientenleitlinie Psychoonkologie.
       

    Links: 

    • OncoMap: http://oncomap.de/centers?showMap=1 (Letzter Zugriff 28.01.2025)
    • Krebsinformationsdienst: https://www.krebsinformationsdienst.de/psychoonkologie-praxen (Letzter Zugriff 28.01.2025)
    • Arztsuche: https://www.kbv.de/html/arztsuche.php (Letzter Zugriff 28.01.2025)
    • Suche vom Krebsinformationsdienst: https://www.krebsinformationsdienst.de/krebsberatungsstellen (Letzter Zugriff 28.01.2025)
    • Patientenleitlinie Psychoonkologie: https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Patientenleitlinien/Psychoonkologie_Patientenleitlinie_DeutscheKrebshilfe.pdf (Letzter Zugriff 28.01.2025)

     

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