Mentale Gesundheit bei fortschreitendem Prostatakrebs
So können Prostatakrebs-Patienten gegen die psychischen Auswirkungen der Krankheit ankämpfen und ihre Lebensqualität erhalten
Eine Krebsdiagnose wird sowohl von Patienten selbst als auch von ihren Angehörigen oft als tiefer Einschnitt ins Leben erlebt und kann mit psychischen Auswirkungen einhergehen. Patienten haben Ängste und Sorgen, leiden unter Schlaflosigkeit, fehlendem Appetit, Antriebslosigkeit oder fühlen sich hilflos. Symptome wie diese können die Lebensqualität enorm einschränken. Doch so muss es nicht sein!
Prostatakrebs-Patient Joachim Feuerborn gibt Tipps und zeigt auf, welche Möglichkeiten es gibt, die mentale Gesundheit zu fördern. Er selbst lebt seit drei Jahren mit der Diagnose und hat ebenfalls Tage, an denen er hoffnungslos ist und sich am liebsten verkriechen möchte. Besonders an diesen Tagen sei es wichtig, „aktiv zu werden und nicht allein mit seinen Sorgen zu bleiben.“
Kommunikation zur Stressbewältigung
Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil zur Verarbeitung der lebensverändernden Diagnose. Auch Joachim Feuerborn stellt einen offenen Umgang mit der Krankheit in den Fokus: „Sprecht über die Diagnose, sprecht über die Krankheit, sprecht über eure Ängste und Sorgen!“ Das kann in Gesprächen mit Angehörigen und Freunden gelingen. Das Gefühl des „Nicht-Alleinseins“ ist eine große Erleichterung für viele Patienten. Intakte Beziehungen und Zusammenhalt geben ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und emotionalem Halt. Der Patient kann außerdem Wünsche aussprechen, die sich beispielsweise auf den Umgang mit der Krankheit beziehen. So kann ein Weg gefunden werden, gemeinsam mit Ängsten umzugehen.
Andererseits kann auch der Kontakt mit Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, eine bedeutende Stütze für die mentale Gesundheit eines Prostatakrebs-Patienten sein. In Selbsthilfegruppen kommen gleichgesinnte Menschen zusammen: Das Verständnis für die Situation ist hier oft größer und wirkt in den meisten Fällen entlastend, bringt neue Lebensperspektiven und macht das Leben mit der Krankheit einfacher. Neben lokal ansässigen Selbsthilfegruppen gibt es auch virtuelle Angebote, die in Zeiten der Corona-Pandemie einen direkten Austausch mit Betroffenen ermöglichen. Auch Psychoonkologen können dabei helfen, mit der Erkrankung umzugehen. Hier lohnt es sich, sich seinem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin mitzuteilen. Sie kennen in der Regel die Möglichkeiten und können ggf. eine Überweisung an einen Psychoonkologen in die Wege leiten.
Aktiv bleiben und das Leben genießen
Entscheidend beim Umgang mit Prostatakrebs und zur Förderung der mentalen Gesundheit ist für Joachim Feuerborn, dass Betroffene ihr Leben nicht von der Krankheit bestimmen lassen, sondern zu versuchen, es möglichst auszukosten und zu genießen. Er empfiehlt, aktiv zu bleiben, viel zu unternehmen und Dinge zu erleben, die Spaß und Freude bereiten. Das können ausgiebige Spaziergänge sein, aber auch Kinobesuche, Urlaube, Wanderungen oder andere Ausflüge. Aktivitäten wie diese helfen besonders, wenn akut Ängste oder Trauer eintreten.
Entspannungstechniken zur Steigerung der mentalen Gesundheit
Dauernde Begleiter wie Nervosität, Sorgen, innere Unruhe oder Übelkeit können auch durch einfache Übungen gelindert werden, die für mehr Entspannung sorgen und die Lebensqualität verbessern. Das können beispielsweise Meditationen, Visualisierungen, Atemübungen oder auch progressives Training sein. Es gibt online viele verschiedene Angebote und Anleitungen für Übungen wie diese in Form von Videos oder Podcasts. Es empfiehlt sich, bewusst Zeit für Entspannungstechniken einzuplanen. Das können 30 Minuten am Morgen sein oder auch nur zehn Minuten am Abend vor dem Schlafen gehen. Wichtig ist es, einen ruhigen und ungestörten Moment zu finden. Bei akutem Stress und Unwohlsein können Atemübungen schnell helfen und für mehr Entspannung sorgen.
Atemübung für den Alltag
- Aufrecht hinsetzen oder -stellen und die Hände auf den Bauch legen.
- Tief durch die Nase einatmen und die Luft erst in den Bauch strömen lassen, sodass die Hände sich heben. Dann auch die Lungen mit Luft füllen.
- Durch den Mund ausatmen, diesmal erst die Luft aus der Lunge strömen lassen, dann aus dem Bauch. Der Bauch bewegt sich spürbar nach innen, sodass auch die Hände sich wieder senken.
- Die Übung fünf- bis zehnmal wiederholen und nach der Ausatmung immer erst dann wieder einatmen, wenn das Bedürfnis danach kommt.
Es kann passieren, dass während der Übung Schwindel auftritt. Das hängt mit der erhöhten Sauerstoffzufuhr zusammen und legt sich meist schnell wieder.
Tipps für Angehörige
Nicht nur der Patient selbst kann psychisch unter einer Krebserkrankung leiden. Auch Angehörige leiden, haben Ängste und Sorgen. Manchmal, so Feuerborn, habe er das Gefühl, dass es einfacher ist, Krebs zu haben, als mit einem Krebskranken zu leben. Auch für Angehörige ist eine offene Kommunikation daher wichtig. Nur so lässt sich ein Weg finden, gemeinsam mit der Krankheit umzugehen. Joachim Feuerborn empfiehlt außerdem, dass Angehörige den Krebspatienten bei Arztbesuchen begleiten. „Gerade in solchen Stresssituationen hören vier Ohren mehr als zwei – und zwei Münder können mehr Fragen stellen.“ Wichtig sei, sowohl Ruhe und Sicherheit zu finden, die Angehörige dem Betroffenen geben können als auch die Motivation zu erhalten, weiterhin Freude am Leben zu haben und die Hoffnung nicht zu verlieren.
Für Angehörige, die psychisch stark unter der Krankheit des Betroffenen leiden, gibt es ebenfalls Angebote wie Selbsthilfegruppen oder andere Arten der psychischen Betreuung. Sowohl Patienten als auch Angehörige verarbeiten eine Krebsdiagnose unterschiedlich. Wichtig ist, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen und für sich den richtigen Weg zu finden, mit der Krankheit umzugehen. Manche schaffen es selbst, neue Lebensperspektiven zu finden und eine positive Einstellung beizubehalten, andere suchen sich professionelle Unterstützung. Die gute Nachricht: es gibt fast immer einen Weg!
Literatur
Professionelle psychologische Betreuung bei einer Krebserkrankung, Deutsche Krebsgesellschaft: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebs-und-psyche/professionelle-psychologische-betreuung-bei-einer-krebserkrankung.html (zuletzt aufgerufen am 23.07.2024)
Umgang mit der Diagnose Krebs, Deutsche Krebsgesellschaft: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/alltag-mit-krebs/umgang-mit-der-diagnose-krebs.html (zuletzt aufgerufen am 23.07.2024)